Die alte Dame Erde – das Prinzip Weiblichkeit


Über Hitzewellen und Hitzewallungen oder
Haben Hitzewellen und Hitzewallungen miteinander etwas zu tun?

Ich gehöre nun zu den reifen Frauen über 50, auch wenn ich nicht so aussehe und ich mich auch ganz und gar nicht „alt“ fühle (die allermeisten Tage jedenfalls nicht…). In der „Menopause“* angekommen, habe ich inzwischen andere Bezüge zur Hitze und Temperaturen entwickelt. Früher, in meiner Jugend, war mir eher kalt gewesen. Es war früher auch kälter gewesen, ganz objektiv gesehen, also meine natürliche Umgebung. Die Winter waren eindeutig kälter und länger hier in deutschen Landen, es gab Weihnachten mit Schnee, jedenfalls so regelmäßig, dass man ein stabiles Gefühl dazu aufbauen konnte.
* Pause – von was eigentlich? 

Heute habe ich die Hitze. Die Hitze überfällt mich zu allen möglichen Gelegenheiten und kommt einfach über mich. Hitzewallungen ist das Wort für dieses Phänomen, es gehört zur Veränderung des weiblichen Zyklus und ist ein höchst natürlicher Vorgang in der Zeit der Wechseljahre. Als ich dazu mal recherchiert habe, musste ich feststellen: Sie sind nicht besonders gut erforscht, die Hitzewallungen – obwohl dieses Phänomen ja bloß die halbe Menschheit betrifft und das Menschengeschlecht nicht erst seit gestern auf dieser Erde wandelt.
Menschen können von der Erde auf den Mond fliegen, aber es gibt immer noch keine eindeutigen Erkenntnisse über das Phänomen der Hitzewallungen. Dass es auf einen veränderten Hormonhaushalt zurückzuführen ist und der Körper sich damit reinigt, das weiß man unter anderem darüber.

Wenn die Hitzewallung über mich kommt, versuche ich, es geschehen zu lassen. Ein reifer Entschluss. Die Zeit der Wechseljahre sind ein Reifeprozess, über den nicht übermäßig viel geredet wird, eher wird er verdrängt und hingenommen von den Frauen. Dem halben Teil der Menschheit, den leisen, ungehörten Stimmen, die es hinnehmen, nicht mehr die fruchtbaren, lebensspendenden und lockenden Geschöpfe zu sein, die sie einmal waren und die es gilt zu sein, um zu gelten auf dieser Welt.

Wieso fühle ich mich, so heftig schwitzend, plötzlich der Erde so verbunden?

Als ich im Sommer 2018, der als einer der heißesten und sowieso trockensten Sommer der Geschichte neue Maßstäbe gesetzt hat, also geschwitzt habe – doppelt geschwitzt, sich meine Wallungen und die unerträgliche Hitze in Deutschland vermischten, ist etwas in mir passiert. Als ich die Hitzewellen über mich habe gehen lassen, bin ich ihnen nahegekommen.
Den Hitzewallungen der Erde.

Die alte Mutter Erde, so wie das Menschengeschlecht sie kennt, kommt in die Wechseljahre
Ich fühle mich ihr sehr nahe dieser Zeit. So wie eine ältere Menschendame wird sie immer noch nicht genug wertgeschätzt. Ausgebeutet in ihrer Fruchtbarkeit erzeugt sie Phänomene, das Klima wechselt und wandelt sich. Sie wird unberechenbarer und die Zukunft ebenfalls, auf Klimazonen wird genauso wenig Verlass sein wie auf geregelte Jahreszeiten. Vielleicht wird sie in der Zukunft ihre Kinder nicht mehr ernähren.
Weil für sie etwas anderes ansteht. Erst mal unwichtiges abschütteln.
Weiter reifen.

Was mich mit Mutter Erde verbindet? Die fehlende Wertschätzung.

Von mir als reif gewordener Frau, uns Frauen weltweit, von unserer alten wunderschönen Dame Erde. So wie Frauen als Mütter auf diesem Planeten als selbstverständlich genommen wurden und werden, so hält auch die Mutter Erde meist nur her, um als selbstverständliche Quelle des Lebens gebraucht zu werden. Als Rohstofflieferant, bereitwillige Ernährerin und als heftig und schnell bereistes Reizeziel.

Was kann ich am Ende meiner aus dem  Bauch geborenen Analogie nur für Schlüsse ziehen? An dieser Stelle will ich keine üblichen Antworten haben, keine männlich-analytische Logik. Auf die verzichte ich hier mal komplett, die hat uns letztendlich genau dorthin gebracht, wo wir jetzt stehen.

Wie wäre es damit: Fragt mich als reife Frau, wie es mir geht, fragt uns, wie es uns geht, wie es um unseren Wert als Frauen bestellt ist. Fragen wir uns das. Wie es sich anfühlt, als Quelle für Leben zu dienen und dafür am Ende drauf zu zahlen. Was so eine Haltung mit uns macht, jetzt, wo wir dafür nicht mehr zu gebrauchen sind.

Fragt Mutter Erde, wie es ihr geht. Wem der erste Ratschlag schon komisch vorkommt und die Umsetzung schwerfällt, dem muss der zweite Ratschlag noch bekloppter vorkommen. „Wie soll ich denn den Planeten fragen? Hmm?“ Dann lass dir was einfallen. Fang einfach an, darüber nachzudenken und lass die Antworten kommen. Lass es kommen, mit der ganzen Hingabe, den das weibliche Hervorbringen auch mit sich bringt. Das können wahrscheinlich sogar Männer.

Es wird Zeit, andere Werte zu entwickeln. Dankbarkeit, Demut, Achtung, Respekt vor jedem Leben – allerhöchste Zeit.
Ansonsten erledigt sich das mit den undankbaren Kindern vielleicht wirklich ganz schnell ganz von alleine.